Mögliches PFAS-Verbot – Wie geht es weiter?

Interview mit Dipl.-Wirtschaftschemiker Frank Weber (Geschäftsführer Teadit International Produktions-GmbH, Kirchbichl/Österreich) und Raymond Sticker (Leiter Kompetenzgruppe Dichtungstechnik Mühlberger GmbH Mainz-Kastel/Deutschland)

Veröffentlicht: 20.03.2024
 

Sie werden aufgrund ihrer hervorragenden chemischen und thermischen Eigenschaften und wegen ihrer Reibungsarmut weltweit in einer Vielzahl von Produkten und Materialien verwendet. Aber sie haben einen denkbar schlechten Ruf: PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Sie gelten als „Ewigkeits-Chemikalien“, weil sie oder ihre Abbauprodukte sehr persistent sind, sich also in der Umwelt anreichern, aber praktisch nicht abbaubar sind. Man kann sie nicht sehen, riechen oder schmecken. Doch sie sind an vielen Orten nachzuweisen, an denen sie nicht sein sollten: im Trinkwasser, im Erdboden, in der Luft, in Lebensmitteln. 



PFAS-Chemikalien sollen in der EU künftig verboten werden.


Fünf EU-Länder stellten den Antrag, nicht nur die nachgewiesenermaßen gefährlichen PFAS, sondern die ganze Stoffgruppe zu verbieten – über 10.000 verschiedene Verbindungen. Im Februar 2023 sollte es laut des aktuellen Entwurfs des PFAS-Restriktionsverfahrens ein vollständiges Verbot dieser Substanzen in Anwendungen wie Kosmetik, Verbrauchertextilien, Elektronik und Verpackungen geben, da ausreichende Alternativen vorhanden sind. Mehrere zeitgebundene Ausnahmen sollen jedoch in den Bereichen Medizin, Transport und Industrie-Anwendungen (einschließlich Polymerisationshilfen), bei der Herstellung von polymeren PFAS (mit Ausnahme der Herstellung von PTFE, PVDF und FKM), bei technischen Textilien für industrielle Anwendungen oder Fluorpolymeranwendungen im Bergbau- und Erdölsektor gelten. Am 22. März 2023 startete eine öffentliche Anhörung für eine erneute Prüfung möglicher Ausnahmeregelungen für Anwendungen in den Bereichen Medizin, Verkehr, Industrie und Halbleiter. Bis zum 22. September 2023 gab es die Möglichkeit, an der öffentlichen Kommentierung des PFAS-Dossiers teilzunehmen und den Dialog mit den zuständigen Vertretern der Politik zu suchen, mit dem Ziel, Fluorpolymere aus dem PFAS-Restriktionsverfahren herauszunehmen. 


Sollen PFAS-Chemikalien in der EU verboten werden, weil sie gefährlich werden können? Sollen sie weiterhin verwendet werden dürfen, weil sie so praktisch und in vielen Produkten fast unersetzbar sind? Die Industrie ist in der Regel dafür, vor allem die dichtungsherstellende Industrie, die ohne PFAS nach heutigem Stand nicht auskommt. Wie ist der aktuelle Stand?


Darüber sprachen wir mit Dipl.-Wirtschaftschemiker Frank Weber (Geschäftsführer Teadit International Produktions-GmbH, Kirchbichl/Österreich) und Raymond Sticker (Leiter Kompetenzgruppe Dichtungstechnik Mühlberger GmbH Mainz-Kastel/Deutschland).


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